“City - Stadtzeitung für Wien” vom 4.2.2000

Räuber und Gendarm

Märchen für Erwachsene: “Ariochs Erben” spielen Abenteuer

Wie der Schelm denkt, so ist er. Demnach verwundert es kaum, dass unsereiner beim Begriff Rollenspiel nur an Handschellen, Brustwarzenklammern und andere “harte” Toys denkt. Was für ein Fauxpas! Horizontale Vergnügungen hat der wahre Rollenspieler keinesfalls im Sinne, wenn er im Wald und auf der Heide zur Tat schreitet.
Historie. “Das Rollenspiel entstand in den 70er Jahren als therapeutische Maßnahme in den USA”, weiß Peter Zillinger, seit vier Jahren Obmann von “Ariochs Erben” - mit 130 Mitgliedern Österreichs größter Live-Rollenspielverein. Aus dem Ernst wurde Spaß, genauer gesagt das Tisch-Rollenspiel, bei dem bestimmte Aufgaben erwürfelt werden müssen. Die Krönung des Ganzen ist eben das Live-Spektakel, wo man tatsächlich körperlich aktiv werden muss. “Der Barde singt, Kampfszenen werden mit gepolsterten Waffen ausgetragen “Verletzungen”

müssen verarztet werden, und die Kostüme sind auch echt.” Letztere werden von Hand genäht oder geschmiedet. Die Plots bedienen sich bei Märchen oder historischen Vorfällen ebenso wie sie im Bereich Fantasy und Cyberpunk angesiedelt sein können. Ein Spielleiter herrscht über Regeln und Fortgang der Abenteuer, die mitunter mehrere Tage dauern können. Ort des Geschehens sind Wälder, Wiesen, Burgen, Schlösser oder Kellergewölbe. Hauptsache, nicht allzu öffentlich, denn so mancher brave Schwammerlsucher zeigte sich angesichts einer Horde von Waldschratten schon von seiner hysterischsten Seite. Mitmachen kann jeder, “der mindestens 14 Jahre alt ist und die nötige Kreativität mitbringt"”. Um einmal so richtig den Druiden oder die Maid rauszulassen, muss man übrigens nicht einmal Vereinsmitglied werden.
Infotel: 98 28 658;
www.larp.com/arioch
k.p.v.

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