7th Sea Knigge für den feinen Herrn

Da in Vodacce ähnliche Verhältnisse herrschen wie in Europa des 18.Jh, folgt hier ein Auszug eines Rokoko-Knigge, den Marianne Singer und Almut Ruso einmal zusammengestellt haben.

Vortritt

Die Dame hat immer den Vortritt; wollen zwei oder mehr Herren oder Damen gleichzeitig durch die Tür, läßt man den Älteren oder den Ranghöchsten vor; ist kein Diener da, der die Tür aufhält, besorgt dies einer der Herren.

Sich vorstellen

Soweit möglich, läßt man sich vorstellen von jemandem, der die betreffende Person bereits kennt, besonders geeignet dafür ist der oder die Gastgeber/in (die dafür sorgen sollten, daß die Gäste miteinander bekannt werden). Der Rangniedrigere bzw. der Herr wird immer zuerst vorgestellt; der Handkuß ist allgemein üblich, wobei sich durch die Art des Handkusses schon sehr viel sagen läßt. Entzieht z.B. die Dame dem Herrn ihre Hand, will sie offensichtlich nichts mit ihm zu tun haben. Der Handkuß kommt bei jeder Begrüßung zwischen zwei einander bekannten Personen zum Einsatz, sowie bei jeder Gelegenheit, bei der man ihn für richtig hält.

Nach dem Rang der Personen richtet sich die Tiefe der Verbeugung. Der Herr hat sich beim Vorstellen immer zu erheben, die Dame darf sitzen bleiben. Ein Herr kann sich einer Dame auch selbst vorstellen, wenn keine Zeit ist für eine förmliche Vorstellung durch eine dritte Person oder eine solche gerade nicht greifbar ist; eine unbekannte Dame anzusprechen, ohne sich zuerst vorzustellen, ist äußerst unhöflich (und sollte von der Dame mit einer Abfuhr beantwortet werden - oder zumindest mit der Aufforderung, sich gefälligst ordentlich zu benehmen). Einem unverheirateten Mädchen sollte man sich am besten durch eine/n Verwandten oder eine Dame vorstellen lassen, aber möglichst nicht durch die Mutter, es sei denn, man strebt baldige verwandtschaftliche Bindungen an. Heiratsanträge werden übrigens zuerst an die Eltern gerichtet; wenn diese einverstanden sind, kann man das Mädchen fragen. Einem Herrn, der ein junges Mädchen unförmlich anspricht, wird man schnell unlautere Absichten unterstellen.

Eine Dame sollte sich nicht selbst als erste vorstellen, es sei denn, sie hat keinen guten Ruf mehr zu verlieren oder sie will dem Mann zeigen, daß sie in intimer Weise an ihm interessiert ist; ausgenommen davon sind Frauen aus einer gewissen Berufssparte und sehr alte Damen.

Alle Vorstellungsregeln gelten nicht für einen Maskenball oder andere Gelegenheiten, wo man anonym bleibt!

Unterhaltung

Wir befinden uns in einer Zeit, die den Smalltalk zu seiner höchsten Blüte getrieben hat. Man plaudert über alle möglichen und unmöglichen Themen, seien es nun philosophische Diskussionen oder nur der alltägliche Tratsch, wer denn nun gerade mit wem etc. Vor allem den Herrn mißt man daran, wie geistreich er seine Dame oder auch eine ganze Runde unterhalten kann. Von den Damen erwartet man noch nicht soviel, allerdings macht eine Frau, die sich im Gespräch behaupten kann, auf jeden Fall mehr Eindruck, als wenn sie nur interessiert zuhört.

Allgemein gilt aber: Die Herren sollten das Gespräch in Schwung halten, wenn sie nicht als langweilig und ungebildet gelten wollen. Außerdem ist es unhöflich, z.B. mit einer Dame spazierenzugehen oder beim Essen neben ihr zu sitzen und nicht mit ihr zu plaudern.

Tischordnung

An einer großen Tafel sitzen der/die Gastgeber/in und die wichtigsten Gäste oder persönliche Freunde am Kopf der Tafel, alle anderen nach Belieben, sofern keine Namenskärtchen aufgestellt sind. Herren und Damen sollten immer abwechselnd sitzen; ist ein Paar gemeinsam auf dem Fest, sitzen die beiden nebeneinander, die Dame rechts vom Herrn (wie beim Tanzen); ist ein Herr ohne Begleitung erschienen und ist ihm keine Tischdame zugeteilt worden, kann/sollte er eine Dame seiner Wahl bitten, ihm die Ehre zu erweisen (da es immer eine große Anzahl von alleinstehenden Damen gibt, dürfte das kein Problem sein; es gibt zwar auch bestimmte Regeln, wer wen zu Tisch zu bitten hat, das wäre aber zuviel des Guten); die Dame wiederum kann diese Bitte nur mit einer guten Begründung ablehnen (wenn sie z.B. schon einen Tischherrn hat).

Kennt man seine Tischnachbarn noch nicht, macht man sich noch mit ihnen bekannt, bevor man sich setzt. Jeder Herr sollte darauf achten, daß keine Dame in der Nähe seine Hilfe mehr benötigt, bevor er sich selbst setzt. Der Herr ist für seine Tischdame verantwortlich: Er hat sie zu unterhalten, ihr das Salz zu reichen usw. und ihr vor allem beim Setzen und Aufstehen behilflich zu sein, wenn kein Diener zur Stelle ist (die Dame darf den Herrn natürlich auch darauf hinweisen, sollte er nicht schnell genug zur Stelle sein; sie sollte möglichst nicht selbst ihren Stuhl herumschieben müssen, es sieht furchtbar aus). Die Dame kann den Herrn auch damit beauftragen, ihr - z.B. von einem Buffet - das Essen zu holen oder am Tisch vorzulegen, wenn kein Diener verfügbar ist.

Wenn sich eine Person am Tisch erhebt, stehen alle Herren auf (diese Regel ist für die große Tafel eher ungeeignet; in diesem Fall sollte aber zumindest der Tischherr der Dame aufstehen). Die betreffende Person kann aber auch die Anwesenden bitten, Platz zu behalten.

Alle Regeln gelten sowohl für die große Tafel als auch bei kleineren Tischen. Bei weniger förmlichen Gelegenheiten, z.B. Picknick, sind sämtliche Tischregeln natürlich gelockert, trotzdem sollten aber Herren und Damen immer gemischt sitzen (wichtig ist hier v.a., daß den Damen beim Aufstehen geholfen wird, wenn man auf dem Boden sitzt).

Tanzen

ist zu dieser Zeit für einen Herrn unerläßlich; es nicht zu können, ist unverzeihlich! Fast genauso schlimm ist es, wenn ein Mann nicht tanzt, obwohl er es könnte, und ein paar Damen einfach herumstehen läßt, denn damit zeigt er, daß er weder an ihnen noch an einem der wichtigsten kulturellen Elemente dieser Zeit Interesse hat. Als einzige Entschuldigung gelten körperliche Gebrechen und wenn man dem geistlichen Stand angehört (aber selbst die dürfen tanzen, wenn sie wollen).

Die positive Seite: Tanzen ist eine der wirkungsvollsten Möglichkeiten, dem anderen Geschlecht näher zu kommen und ordentlich Eindruck zu schinden. Eleganz ist eines der wichtigsten Kriterien, nach denen man einen Mann beurteilt!

Der Herr fordert immer die Dame auf, wobei er sich verbeugt. Ist er noch nicht mit der Dame bekannt, kann er sich dabei gleich vorstellen. Will sie nicht tanzen, sollte sie eine höfliche Ausrede parat haben (ein versprochener Tanz muß übrigens immer eingelöst werden); sollte eine Damenwahl stattfinden, darf ein Herr sich auf keinen Fall weigern, außer er will die Dame grob beleidigen. Nach dem Tanz - oder wenn die Dame nicht mehr tanzen will - wird die Dame wieder an ihren Platz oder - sofern sie nirgends gesessen hat - an den Rand der Tanzfläche geführt. Es ist äußerst unhöflich, die Tanzpartnerin einfach auf der Tanzfläche stehen zu lassen.

Ein Ball ist vor allem eine Bühne, auf der sich jeder so vorteilhaft wie möglich präsentieren kann (und sollte). Dieser interne Wettstreit ist zwar vielleicht unter den Frauen ausgeprägter, doch sollten auch die Männer ein bißchen mehr Ehrgeiz an den Tag legen. Zurückhaltung ist also fehl am Platze!

Verhalten gegenüber Frauen - die Kunst zu gefallen

Man betrachtet jede Frau als zartes, hilfloses Wesen, das vor der Welt und ihren Gefahren beschützt werden muß - dementsprechend wird jede Dame äußerst zuvorkommend und vorsichtig behandelt, man erwartet keine Selbständigkeit von ihr.

"Frauen [...] sind ein notwendiger Bestandteil in der Zusammensetzung guter Gesellschaft. Die Aufmerksamkeit, die sie fordern und die ihnen von wohlerzogenen Männern jederzeit gezollt wird, erhält die Höflichkeit und macht die gute Lebensart zur Gewohnheit, während Männer, die ohne [...] Frauen zusammenleben, leicht unachtsam, nachlässig und roh gegeneinander werden. In Gesellschaft ist jede Frau jedem Manne überlegen und hat Anspruch, mit Respekt, ja sogar mit Schmeichelei angesprochen zu werden, und Du mußt nicht fürchten, zu dick aufzutragen; [...] denn [Schmeichelei] kann [den Frauen] niemals eine noch höhere Meinung von ihrer Schönheit oder ihrem Verstand eingeben, als sie ohnedies haben ...
Frauen bestimmen über das vorteilhafte oder ungünstige gesellschaftliche Renommee aller jungen Männer bei ihrem Eintritt in die Welt. Bestich sie mit inständiger Aufmerksamkeit, guter Lebensart und Schmeicheleien [...] [Frauen haben Schwächen], vor allem die der Eitelkeit. Studiere aufmerksam alle ihre Fehler, stelle sie zufrieden, so gut Du kannst, ja, huldige ihnen [...] Junge Männer neigen dazu, Mißfallen, wenn nicht gar Abscheu und Verachtung für ältere und häßliche Frauen zu zeigen, was ebenso unhöflich wie unklug ist, denn wir schulden dem ganzen Geschlecht eine achtungsvolle Höflichkeit.
" (der Earl of Chesterfield an seinen zehnjährigen Sohn, um 1742)

Das heißt: Der Herr hat der Dame jeden Wunsch zu erfüllen, zu bedienen, zu unterhalten und zu beschützen und sie überhaupt für das göttlichste Wesen zu halten, daß jemals auf Erden wandelte. Man hilft der Dame in den Mantel, aufs Pferd, hebt ihren Fächer auf, man reicht ihr die Hand beim Einsteigen in die Kutsche, bei unwegsamem Gelände oder Treppen; dabei führt der Herr die Dame an seiner rechten Seite (wie beim Tanzen) bei der Hand; wünscht man sich mehr Nähe oder sollte die Dame mehr Halt brauchen (und wenn der Umfang ihrer Röcke es zuläßt), kann man ihr auch den Arm reichen;

Vorsicht: Jede Berührung, die über die Hand hinausgeht, kann schon als Annäherungsversuch verstanden werden (kommt darauf an, wie empfindlich oder prüde die Dame ist); dies ist eine vortreffliche Möglichkeit, sein Interesse zu bekunden, man sollte aber möglichst dezent vorgehen; gilt natürlich nicht für Paare, Verwandte und beim Tanzen, wenn mehr Körperkontakt verlangt wird.

Komplimente kann man gar nicht genug machen. Die Kunst ist, einerseits allen Frauen unverfängliche Schmeicheleien zukommen zu lassen und andererseits der einen ganz besonderen Dame die grenzenlose Bewunderung, die man für sie hegt, zu erklären, und das Ganze so dezent, daß man weder die Dame kompromittiert, noch die anderen Frauen eifersüchtig oder gar sich selbst lächerlich macht. Ist man sich der Zuneigung einer Dame einmal sicher, kann ein Mann seiner poetischen Ader vollen Lauf lassen (das Gleiche gilt natürlich, wenn man mit der Herzensdame allein ist).

Die Dame selbst sollte sich mit Komplimenten für einen Herrn sehr zurückhalten und auch einem Verehrer nicht zu schnell nachgeben. Läßt sich eine Dame allzu schnell erobern, schadet es einerseits dem eigenen guten Ruf, andererseits bringt es dem Geliebten auch nicht viel Ehre, wenn er allzu leichtes Spiel hatte.

Das Duell

Jeder Herr ist verpflichtet, die Ehre (s)einer Dame zu verteidigen, wenn sie belästigt oder beleidigt wird; meistens wird der Ehemann oder ein Verwandter diese Ehre auf sich nehmen, oder ein Freund oder Liebhaber. Sollten solche nicht anwesend sein, ist der Gastgeber verpflichtet, die Dame zu verteidigen, oder die Dame kann sich einen Herrn auswählen (wenn sich nicht schon mindestens zehn Herren erboten haben, die Sache zu regeln). Für einen Mann gibt es kaum eine Möglichkeit, dieser Verpflichtung zu entkommen, wenn er nicht selbst einen Ehrverlust (Feigheit) in Kauf nehmen will; im übrigen ist es eine Ehre, sich für eine Dame zu schlagen.

Ein Duell kann nur mit einer Entschuldigung verhindert werden, die aber auch angenommen werden muß, d.h. die Beleidigte oder ihr "Beschützer" können auf Satisfaktion bestehen. Entscheidend ist noch die Satisfaktionsfähigkeit, d.h. die Ebenbürtigkeit der Gegner (ein Adeliger wird sich nicht dazu herablassen, sich mit einem Bürgerlichen zu schlagen).

[Anmerkung: Das alles gilt vor allem für "Damen"; allerdings ist die Definition einer Dame sehr flexibel und nicht nur vom Stand einer Person (Adel) abhängig: Eine Kurtisane kann durchaus eine Dame sein, ebenso eine Bürgerliche; letztendlich ist es von der Ritterlichkeit des Herrn abhängig, ob er sich auch einem armen Mädchen gegenüber galant verhält.]

Verhalten einer Dame - Anstand und Ehre

Vergeßt die Emanzipation! Die ideale Frau unserer Spielzeit ist alles andere als selbständig. Eine Frau, die alleine lebt, nicht heiratet (oder nicht heiraten will), ihre Geschäfte selbst tätigt und lieber alles selbst macht, anstatt sich von einem Herrn helfen zu lassen, ist äußerst ungewöhnlich. Sie wird zwar vielleicht von einigen Menschen bewundert werden, sich aber auch viel Kritik gefallen lassen müssen, weil sie sich mit Dingen beschäftigt, die eigentlich Männersache sind. Entweder schädigt sie damit ihren eigenen Ruf, oder sie wird als bedauernswertes Geschöpf angesehen, das keinen Mann abbekommen hat, der für sie sorgt. Nur verwitweten Frauen steht die Möglichkeit offen, nicht wieder zu heiraten und alleine zu leben, allerdings empfiehlt es sich, sofern die Witwe noch jung ist, sich unter den Schutz eines Verwandten zu begeben, will man seinen guten Ruf bewahren. Im allgemeinen ist es vorteilhafter, sich zurückzuhalten und die Dinge aus dem Hintergrund zu lenken.

Eine Dame hat ihren guten Ruf zu bewahren und sich entsprechend zu benehmen; besonders unverheiratete Mädchen müssen auf ihr untadeliges Verhalten achten, verheiratete und verwitwete Frauen sind etwas freier und alte Damen dürfen sich fast alles erlauben. Weiters erwartet man von einer Frau Schönheit, ein gewisses Maß an Bildung (aber nicht zuviel, denn das schadet der Weiblichkeit), Frömmigkeit, Gehorsam, Zurückhaltung, Eleganz und Stil, Witz, Musikalität, Treue (zumindest nach außen), die Fähigkeit, sich in Gesellschaft sicher zu bewegen und sich aus Männerangelegenheiten herauszuhalten (und noch ein paar Dutzend Sachen, die hier aber zuviel wären).

"Am übelsten kleidet eine Dame ein unruhiges, keckes oder gebieterisches Wesen, das mit der weiblichen Natur in geradem Widerspruch steht. [...] Sey sie auch noch so gelehrt oder durch andere Vorzüge ausgezeichnet, ihr Äußeres muß immer den Charakter der Weiblichkeit tragen. Das Weib ist gemacht um zu gefallen, geliebt zu werden; es bedarf einer Stütze, des Beifalls der Welt [...]."
(zwar 19. Jhdt., besitzt aber schon zu unserer Zeit Gültigkeit)

Beziehungen: Liebe, Ehe und Kurtisanen

Liebe hat absolut nichts mit Ehe zu tun! Man beginnt zwar zu unserer Zeit gerade darüber nachzudenken, daß man jemanden auch aus Zuneigung heiraten könnte, es dauert aber noch bis ins 20. Jahrhundert, bis das zu Norm wird.

Liebe ist also keine Voraussetzung für eine Ehe, höchstens eine zufällige (wenn auch als angenehm empfundene) Nebensächlichkeit. Die Ehe ist eine Zweckgemeinschaft, die aus (familien)politischen oder wirtschaftlichen Gründen geschlossen wird, arrangierte Ehen sind die Regel. Von verantwortungsbewußten Eltern wird also erwartet, ihre Kinder möglichst reich und/oder nobel zu verheiraten und dabei weniger auf Alter oder Zuneigung zu achten. Ideal ist, wenn die Ehegatten freundschaftlich miteinander auskommen, sich gegenseitig Achtung entgegenbringen und loyal sind. Normalerweise arrangiert man sich mit der Zeit, und da es in gehobenen Kreisen ohnehin nicht üblich ist, ständig und auf engem Raum zusammenzuleben, ist es relativ einfach, sich aus dem Weg zu gehen. Scheidungen sind nur bei bestimmten Verfehlungen möglich (Ehebruch, zu enge Verwandtschaft, Unfruchtbarkeit, etc.) und so skandalös, daß man sich bei absoluter Unverträglichkeit normalerweise auf eine räumliche Trennung beschränkt.

Nicht standesgemäße Ehen sind gesellschaftlich ebenso verachtet (und können unter Umständen auch rechtlich angefochten werden, vor allem wenn es um legitime Erben geht). Ein Adeliger würde also niemals z.B. seine bürgerliche Mätresse heiraten, und wenn er sie noch so liebt. Andererseits empfinden die meisten es nicht als Unglück, mit jemandem verheiratet zu sein, den man nicht liebt, da man in der Ehe gar keine Liebe erwartet.

Von einem Ehemann wird erwartet, daß er seine Frau wie eine Dame behandelt, sie standesgemäß ausstattet und seine Liebschaften so dezent auslebt, daß seine Frau nicht kompromittiert wird. Eine gute Ehefrau hat ihrem Mann zu gehorchen, Kinder zu bekommen und sich so tadellos zu verhalten, daß sie weder ihrem eigenen noch dem Ruf ihres Mannes schadet.

Da Frauen (durch Geburten etc.) oft früher sterben, ist es normal, daß ein Mann mehrmals hintereinander heiratet. Daraus resultiert häufig ein großer Altersunterschied zwischen den Ehegatten sowie eine große Anzahl von (noch) jungen Witwen, die aber oft wieder heiraten.

Die Liebe hebt man sich für Geliebte, Liebhaber, Mätressen, Kurtisanen, Prostituierte oder das Hauspersonal auf, wobei letztere drei Kategorien eher für das körperliche Wohl zuständig sind. Besonders teuer kommt die Mätresse, die ein Mann vollständig erhalten muß, will er sich ihre Zuneigung sichern; dafür muß er sie mit niemandem teilen. Sich von einem vermögenden Mann aushalten zu lassen ist im übrigen für viele verarmte Mädchen (auch Adelige) die einzige Möglichkeit, halbwegs standesgemäß zu leben. Kurtisanen können noch kostspieliger sein, dafür sind sie höchst professionell. Gute Kurtisanen verdienen ein Vermögen und können durchaus zur besseren Gesellschaft gehören. Prostitution ist üblich und wird auch von den meisten Männern mehr oder weniger in Anspruch genommen (was zur erfolgreichen Verbreitung der Syphilis beiträgt). Daß der Hausherr sich an der weiblichen Dienerschaft vergreift, ist ebenfalls nicht ungewöhnlich.

Natürlich gibt es auch außereheliche Beziehungen zwischen Gleichgestellten, die dann aber meistens auf gegenseitiger Zuneigung (oder Vorteil) basieren. Es gehört allgemein zum guten Ton, einen Liebhaber oder eine Mätresse/Geliebte zu haben, und wer sich nur auf seine Ehefrau beschränkt, wird mehr Spott als Bewunderung dafür ernten. Natürlich wird erwartet, daß man seine außerehelichen Aktivitäten diskret abwickelt, anderenfalls wäre es eine grobe Beleidigung des Ehepartners. Junggesellen haben diesbezüglich die größeren Freiheiten. Viele Ehemänner tolerieren auch die Liebschaften ihrer Frauen, solange diese ihnen keinen Bastard unterschieben.

Die schlimmsten Fettnäpfchen:

Zusätze:

die folgenden gesellschaftlichen Regeln gehören zwar alle in die Zeit um 1800 (sind alle den Kommentaren zu Jane Austens Büchern entnommen).